In jedem Unternehmen kennen Entscheidungsträger die Herausforderungen beim Abarbeiten der Aufträge. Auftragsspitzen, ein hoher Krankenstand und Schwierigkeiten beim Rekrutieren neuer Mitarbeiter können zu akutem Personalmangel führen. Vor allem bei vorübergehenden Auftragsspitzen scheuen viele Unternehmen die Einstellung neuer Mitarbeiter, die in Zeiten, in denen ihre Arbeitskraft weniger gefragt sein wird, ein ernstzunehmender Kostenfaktor sind.
Das System der Arbeitnehmerüberlassung, das auch als Leiharbeit, Zeitarbeit und Personalleasing bekannt ist, hilft Unternehmen bei der Überwindung kurzfristiger Personalengpässe. Was sind die Vor- und Nachteile dieses Modells und worauf müssen Arbeitgeber achten?
Die Arbeitnehmerüberlassung kurz erklärt
Bei der Arbeitnehmerüberlassung handelt es sich um ein Beschäftigungsmodell, bei dem Arbeitnehmer in einer Zeitarbeitsfirma erfasst sind und bei Bedarf von einem Arbeitgeber für eine Dauer von maximal 18 Monaten eingestellt werden können. Rechtlich ist die Zeitarbeitsfirma der Verleiher und das Unternehmen, das Zeitarbeiter einstellt, der Entleiher. Die genauen Bedingungen für die Beschäftigung von Leiharbeitern sind im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) geregelt.
Bei den Leiharbeitern kann es sich um Hilfskräfte aus Osteuropa oder um deutsche Arbeitnehmer handeln. Tatsächlich ist das Modell für viele Arbeitskräfte aus dem Ausland attraktiv, weil es ihnen den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt mit seinen relativ hohen Löhnen und hohen Sozialstandards erleichtert. Die Qualifikationen der Leiharbeiter werden von den Zeitarbeitsfirmen in einer zentralen Datei erfasst, damit Arbeitgeber den passenden Zeitarbeiter finden können.
Nach Angaben der Arbeitsagentur waren im Dezember 2023 754.000 Leiharbeiter in Deutschland beschäftigt. Bei der Inanspruchnahme von Zeitarbeitern gibt es in Abhängigkeit zur Branche erhebliche Unterschiede. Typische Berufe, in denen Leiharbeiter gefragt sind, sind Erntehelfer, Pflegekräfte, Produktionshelfer, Lagerarbeiter, Verkäufer, Küchenhilfen, Servicekräfte, Reinigungskräfte, Mitarbeiter im Callcenter und Hilfsarbeiter im Bauwesen. Zuweilen weisen Leiharbeiter eine höhere Qualifikation auf.
Worauf müssen Arbeitgeber achten?
Obwohl die meisten Zeitarbeiterfirmen seriös sind, gibt es in dieser Branche schwarze Schafe, über die in den Medien immer wieder berichtet wird. Diese können sich gegenüber ihren eigenen Leiharbeitern ausbeuterisch verhalten, indem sie ihnen Bezüge vorenthalten, die ihnen zustehen. Andere sind nicht im Besitz einer Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis, die von der Arbeitsagentur erteilt wird.
Wird die Zeitarbeitsfirma insolvent, haftet der Entleiher im Rahmen der Subsidiärhaftung für die Entrichtung der Lohnnebenkosten. Arbeitgeber können sich davor schützen, indem sie sich eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Finanzamt und der Berufsgenossenschaft vorlegen lassen.
Die Vorteile der Zeitarbeit für Arbeitgeber
Eine Besonderheit des Arbeitnehmerüberlassungsmodells besteht darin, dass die Zeitarbeitsfirma als Verleiher sämtliche Lohnnebenkosten übernimmt, sodass das Risiko bei einem Arbeitsausfall kalkulierbar ist und die Lohnkosten wirksam gedrückt werden können. Ebenso können Unternehmen die sonst üblichen aufwendigen Bewerbungsprozesse umgehen, da sie sich bei der Zeitarbeitsfirma gleich die passende Fachkraft „bestellen“ können. Der administrative Aufwand wird dadurch auf ein Minimum reduziert. Während Leiharbeiter die Chance haben, sich beim neuen Arbeitgeber zu beweisen, können diese den Leiharbeiter übernehmen, indem sie ihm einen regulären Tarifvertrag für die Übernahme bieten.
Die Nachteile der Zeitarbeit für Arbeitgeber
Die Verdienstmöglichkeiten sind für Leiharbeiter trotz der im AÜG geregelten Bestimmungen wie Equal Payment und Equal Treatment begrenzt, die vorschreiben, dass Leiharbeiter gegenüber regulären Beschäftigten nicht benachteiligt werden dürfen. Beispielsweise ist die Regelung bei Zeitarbeitern verhasst, dass die Zeitarbeitsfirma ihnen sämtliche übertarifliche Bezüge wie Vergütungen und Bonuszahlungen wieder entziehen kann. Dies kann zu Lasten der Motivation der Mitarbeiter gehen.
Aus diesem Gründen sollten Arbeitgeber vermeiden, dass es im Betrieb zu einer Zweiklassengesellschaft kommt, sodass die Leiharbeiter nicht vollständig in das Team integriert und möglicherweise als Konkurrenten für die etablierten Arbeitskräfte angesehen werden.
Mit Leiharbeitern bleiben Unternehmer flexibel
Die Arbeitnehmerüberlassung kann für Unternehmen einen Mehrwert liefern, wenn die Auftragslage starken saisonalen Schwankungen unterliegt. In diesem Fall können sie einen temporären Mehrbedarf an Arbeitskräften relativ unkompliziert ausgleichen, ohne dieselben Kosten und denselben administrativen Aufwand zu tragen, wie dies bei der regulären Neueinstellung eines Arbeitnehmers der Fall wäre. Um von den Auswirkungen der Arbeitnehmerüberlassung zu profitieren, ist es wichtig, den Verleiher vor der Entleihung kritisch zu prüfen und dafür Sorge zu tragen, dass die Zeitarbeiter vollständig in das Team integriert werden und sich am Arbeitsplatz wohlfühlen.
Kommentare sind geschlossen.